Familienforscher «sammelt» Vorfahren
In der Freizeitanlagenberichteten zwei Genealogen von ihrer Arbeit
REGENSDORF – Wie lebten die Vorfahren? Welchen Berufen gingen sie nach, und wie beeinflusste das Schicksal die eigene Familiengeschichte? Diese Fragen stellt sich ein Genealoge wie Manuel Aicher. Er und Mario von Moos, Obmann der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft Zürich, berichteten in der Freizeitanlage von Regensdorf von ihrer Arbeit.
Sammeln zählt gegenwärtig zu den beliebtesten Hobbys. In der Zeit, in der andere Leute Kaffeerahmdeckeli tauschen, wertvolle Marken ordnen und sich nach leeren Parfümfläschli umsehen, «sammelt» der Familienforscher Vorfahren.
Dabei werden so viele Daten wie möglich ausfindig gemacht: Vom Geburts-, Tauf- und Sterbedatum über die Anzahl der Kinder bis hin zur beruflichen Laufbahn soll dem Hobby-Genealogen nichts unentdeckt bleiben. Zur grossen Leidenschaft kann diese Beschäftigung werden, weil sie nie wirklich beendet ist. Jeder letztentdeckte Vorfahre hat Eltern und Grosseltern, die dem Forscher noch unbekannt sind.
Zeugen der Vergangenheit
Als Quellen dienen vor allem Kirchenbücher und Standesamtregister. «In der Schweiz haben wir das grosse Glück, dass uns zusätzlich die Bürgerregister zur Verfügung stehen», erklärte Manuel Aicher. Anhand dieser Register, die am jeweiligen Bürgerort geführt werden, sei es auch für den Hobby-Forscher relativ einfach bis Mitte des 18. Jahrhunderts vorzudringen.
Was der Berufsgenealoge als «ziemlich mühelos» bezeichnet, ist aber oft sehr zeitaufwendige Recherche in Archiven und Bibliotheken. Will man in den alten Büchern nach längst verstorbenen Ahnen suchen, so muss man auch mit den alten Schriften vertraut sein. «Ich empfehle, sich diese Schriftzeichen genau einzustudieren!» betonte Mario von Moos. Es kämen noch genug andere Probleme auf einen zu. Oft sind die Bücher unsauber geführt, Eintragungen fehlen oder gleich ganze Bände sind spurlos verschwunden. Um ein solches Verschwinden zu verhindern, müssen seit Anfang dieses Jahrhunderts die Kirchenbücher dem Staatsarchiv zu Aufbewahrung übergeben werden. Doch längst nicht alle im Kanton halten sich an diese Regelungen.
Private Familienforschung
Gerade in einer Zeit, in der gesellschafliche Veränderungen stattfinden, beginnt mancher, sich für seine Familiengeschichte zu interessieren. Wer dort zu recherchieren beginnt, der sollte über genügend Zeit und Geduld verfügen. Systematisches Arbeiten ist Bedingung für ein erfolgreiches Forschen. Die Daten können dabei auf lose Familienblätter geschrieben, auf Ahnenlisten festgehalten oder in ein Schema umgesetzt werden.
Natürlich gibt es heute auch moderne EDV-Programme, die die verschiedenen Daten ordnen und verwalten können. Aber auch wenn die Programme eine Erleichterung darstellen, so gilt nach wie vor: Geforscht wird nicht dem PC, sondern eben vor allem in Archiven und Bibliotheken (bn)